„Unsere Mähdrescher sind made in China, aber vor allem made by CLAAS.“

 

Herr Dr. Chen, Sie haben in Deutschland studiert und promoviert. Welche Erkenntnisse haben Sie aus Ihrem Studium in das Werk in Gaomi mitgebracht?

Ich habe Elektrotechnik studiert und in diesem Fach auch meine Doktorarbeit geschrieben. Dabei habe ich einerseits eine Liebe fürs Detail und für Strukturen entwickelt. Andererseits habe ich gelernt, auf Probleme systematisch einzugehen und bei aller Genauigkeit den Blick für den Gesamtprozess nicht zu verlieren. Dieser Zweiklang hat mich durch mein gesamtes Berufsleben begleitet. Deshalb lege ich auch in Gaomi auf diese Arbeitsweise großen Wert. Unsere Kunden haben höchste Ansprüche an uns. Und da wir ein Werk in China sind, müssen wir diese Ansprüche oft sogar noch übertreffen, um sie von uns zu überzeugen.

Dr. Xi Chen, 45

wurde in Wuhan geboren. Mit 20 kam er zum Studium nach Deutschland. Nach der Promotion in Elektrotechnik arbeitete er viele Jahre in der deutschen Automobilindustrie. Seit 2020 leitet er das CLAAS Werk in Gaomi.

Wie viele Maschinen produziert das Werk in Gaomi jährlich?

Momentan sind es rund 700 Maschinen pro Jahr, überwiegend Mähdrescher. Darunter sind die Modelle H80, D370 und D260. Die H80-Maschinen machen den Großteil aus. Wir produzieren sie vor allem für den chinesischen Markt. Die anderen Modelle exportieren wir auch, etwa nach Usbekistan, Argentinien, Saudi-Arabien und in afrikanische Länder. Darüber hinaus beliefern wir im Rahmen von CLAAS Industrietechnik andere Standorte mit Bauteilen. An einer dritten Säule unseres Standorts arbeiten wir gerade – sie ist noch geheim.

Was können andere CLAAS Werke von Gaomi lernen?

Ich denke, was viele Chinesen auszeichnet, ist eine große Flexibilität. Wir sind immer bereit, etwas Neues dazuzulernen und uns umzustellen. Nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie hat etwa das Team unserer Fortbildungsakademie – inmitten eines landesweiten Lockdowns – äußerst schnell reagiert. Innerhalb von drei Tagen haben die Kolleginnen und Kollegen das Seminar-Programm von offline auf online umgestellt. Während des Lockdowns konnten wir dann Mitarbeitende und Händler im Homeoffice schulen.

Auf welche Entwicklung der vergangenen Jahre sind Sie besonders stolz?

Ich bin erst seit anderthalb Jahren Standortleiter. Aber ich bin sehr zufrieden damit, wie wir unsere Produkte entwickelt haben. CLAAS ist 2014 ein Joint Venture in Gaomi eingegangen. Damals war der Plan, zusammen mit dem einheimischen Partnerunternehmen Massenprodukte für den chinesischen Markt herzustellen. In den vergangenen Jahren sind wir davon abgekommen und produzieren nun CLAAS Maschinen und Bauteile in China. Vor Kurzem sagten mir Kolleginnen und Kollegen in Harsewinkel sogar, dass die von uns gelieferten Teile besser sind als die vieler deutscher Zulieferer. Das hat mich sehr stolz gemacht.

Worin liegt für Sie die Zukunft des Werks in Gaomi?

Unser Werk wird noch enger in das Gesamtproduktionsnetzwerk des Konzerns integriert werden. Diese Entwicklung ist in meinen Augen entscheidend. Unsere Mähdrescher und Bauteile sind made in China, aber vor allem made by CLAAS. Ich bin mir sicher, dass das in einigen Jahren jedem Kunden klar sein wird.