#AgriChallenges

Superfoods aus Deutschland: Wenn die Sojabohne lokaler wächst als die Kartoffeln

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Superfoods aus Deutschland: Wenn die Sojabohne lokaler wächst als die Kartoffeln

Superfoods aus Deutschland: Wenn die Sojabohne lokaler wächst als die Kartoffeln

Edamame sind junge, unreif geerntete Sojabohnen, die in der Hülse gekocht und als Snack oder Beilage serviert werden. Sie haben sich in Deutschland als Trendgemüse etabliert: beim Verbraucher in asiatischen Gerichten, bei ersten Landwirten als Säule einer nachhaltigeren Landwirtschaft. Ein Besuch beim Edamame-Bauern Benedikt Sprenker in Westfalen.  

Ganz zart, kaum wahrnehmbar knackt es, als Benedikt Sprenker die weiche Hülle der Edamame-Hülse aufbricht. Feine Härchen bedecken und schützen das Innere. Drei grüne, eiförmige Bohnen liegen darin – jede für sich noch einmal getrennt in einer weißen, samtigen Hülse. „Edamame wird grün geerntet“, erklärt Sprenker, als er seine Ernte begutachtet. Der Name der Bohne stammt aus dem Japanischen und bedeutet so viel wie „Bohne am Zweig“. Doch die Zweige wachsen nicht rund um Bangkok oder Beijing, sondern in Beckum, mitten in Westfalen.

Temperaturkarte: Edamame in Deutschland

Der Vater von drei Töchtern führt den Hof in der dritten Generation. Dass auf Sprenker‘s Hof mal Edamame wachsen würde, war nicht absehbar. „Eines Tages saßen meine Frau und ich auf dem Sofa mit einem Buch über Sojabohnen“, erinnert er sich. „Wir lasen über Tofu, asiatische Soßen und hörten zum ersten Mal von Edamame“, sagt der Landwirt heute und lacht. Die Idee zum Anbau war geboren, ein Blick in die Temperaturkarte bestärkte ihn in seinem Vorhaben: Neben Bayern und Baden-Württemberg wurde im Jahr 2009 erstmals auch die Region um seinen Hof als anbauwürdig für Sojabohnen gekennzeichnet.

„Daraufhin haben wir zwei Jahre lang ausprobiert, Edamame anzupflanzen“, sagt der Landwirt und beschreibt eine Zeit des Scheiterns. „Im dritten Jahr haben wir endlich zum ersten Mal erfolgreich Edamame geerntet.“ Heute ist seine Ernte in den regionalen Lebensmittelläden zu finden. „Das schafft nicht jeder, mit seinen Produkten in den Supermarktregalen zu landen“, sagt er stolz.

„Wir haben zwei Jahre lang ausprobiert, Edamame anzupflanzen, im dritten Jahr haben wir endlich zum ersten Mal erfolgreich Edamame geerntet.“

Benedikt Sprenker, Edamame-Bauer in Westfalen


Ob als Vorspeise in Sushi-Restaurants oder weich gekocht mit etwas Meersalz – mittlerweile sind die Bohnen auch außerhalb von Asien zu einem gesunden und beliebten Snack mutiert. Das mag den Kenner wenig überraschen, denn die Edamame ist ein echtes Superfood. Sie ist reich an Proteinen, Omega 3-Fettsäuren und Vitaminen.

Körnerleguminosen als nachhaltiger Pfeiler

Die Soja-Frucht ist nur eine von vielen Bohnen, die der Landwirt auf seinem Hof anbaut: Seit 2002 ist die Ackerbohne ein fester Bestandteil in der Fruchtfolge. Die Körnerleguminosen sorgen nicht nur für eine bessere Bodenfruchtbarkeit und -struktur, sondern binden den Luftstickstoff in ihren Wurzeln. Die Pflanzen versorgen sich selbst und die Folgekultur mit Stickstoff. Zusätzliche synthetische oder organische Düngemittel sind damit obsolet. Zudem sind die Blüten der Pflanzen eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten.

Etwa 12 - 15 Prozent der Anbaufläche nutzt der Landwirt für Hülsenfrüchte. „Black Beans, Feuerbohnen oder Cannellinibohnen: Wir pflanzen zehn bis zwölf verschiedene Sorten an. Das macht uns im Umkreis von mehreren Hundert Kilometern einzigartig“, sagt er.

Besonders stolz macht den Landwirt zudem, dass so gut wie alles weiterverwertet wird. Sprenker deutet auf gedroschene Bohnen, die in einer Kiste am Rand liegen. „Das ist B-Ware. Das wird getrocknet und gesiebt.“ Daraus produziert die Familie einen Falafel-Mix, Creme oder Pasta. Verkauft werden die Produkte direkt im hofeigenen Laden oder Onlineshop.

Sind neue Früchte eine Antwort auf das sich verändernde Klima, so muss auch der Umgang mit ihnen erlernt werden: „Die Witterung im Jahr 2023 war ein großes Problem“, erklärt er. Sprenker sät die Sojabohnen im Abstand von fünf Tagen, damit nicht alle Bohnen gleichzeitig reif werden. „Die ersten drei Sätze sind durch die Trockenheit im Sommer schlecht gekeimt“, sagt er. Und gibt sich zuversichtlich:

„Erst am Ende wird abgerechnet. Die Landwirtschaft wird sich auch an die neuen klimatischen Bedingungen anpassen!“